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Versicherer erkennen selbst massive Probleme von Altersversorgungsprodukten – finden aber nicht die richtigen Lösungen

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41114vers… finden aber leider keine überzeugende Instrumente, diese Probleme zu lösen. Dies ist ein zugegeben subjektiver – und nicht repräsentativer Eindruck meines Besuches der DKM.

Die Dortmunder Messe DKM bezeichnet sich selbst als Leitmesse für die Finanz- und Versicherungswirtschaft. Auch dieses Jahr haben meine Geschäftspartnerin Christiane Könitz und ich die Messe besucht. Mein persönlicher Schwerpunkt liegt dabei auf dem Bereich der Kapitalanlagen. Nun ist die DKM nicht die typische Messe, auf der sich alle Investmentfondsgesellschaften vorstellen, sondern hat ihren Schwerpunkt im Versicherungsbereich. Aber auch im Versicherungsbereich gibt es Kapitalanlagen. Denn natürlich weisen auch Altersversorgungsprodukte Kapitalanlagencharakter auf.

Wer uns regelmäßig auf den verschiedenen Social Media Kanälen folgt, wird bemerkt haben, dass wir konventionelle private Rentenversicherungen allerdings recht kritisch betrachten.

Aber es gibt ja auch die Rentenversicherung in Form von fondsgebundenen Versicherungen. Hier investierte der Anleger nach seiner Wahl in unterschiedliche Investmentfonds. Dabei sollte die fondsgebundenen Rentenversicherung nicht gleich aufgrund des Kostenargument verteufelt werden. Natürlich mag es für interessierte Anleger in vielen Fällen interessanter sein, direkt in Investmentfonds, ETFs oder gar in die zu Grunde liegenden Wertpapiere zu investieren. Für die weniger versierten Anleger, und das sind sicherlich die Mehrheit der Bundesbürger, haben fondsgebundene Rentenversicherung aber durchaus Vorteile:

  1. Rentenversicherung werden (noch) allgemein als Vorsorgeprodukt für den Ruhestand akzeptiert. Und es besteht Bedarf für die eigene Altersvorsorge.Insoweit können sie dazu beitragen, künftige Generationen vor zusätzlichem Aufwand für die Sicherstellung der Renten zu verschonen.
  2. Fondsgebundene Rentenversicherung haben gewisse steuerliche Vorteile. Grundsätzlich fällt eine Steuer auf die Erträge aus den Investmentfonds in den Policen erst dann an, wenn über die Rentenversicherung verfügt wird. Somit werden Steuerzahlungen erst später fällig und hierdurch entsteht ein positiver Steuerstundungseffekt für die Sparer. Zudem kann bei einer späteren Auszahlung im Rentenalter ein günstigerer Steuersatz zum Tragen kommen als im aktiven Berufsleben. Verzichtet der Anleger auf die steuerlichen Vorteile während der Entnahmephase, so kann er auch in Riester- und Rürup-Produkte investieren, die auf Investmentfonds basieren, und während der Ansparphase Zulagen erhalten oder Steuern sparen.
  3. Ein Vorteil, der häufig übersehen wird, liegt darin, dass bereits mit sehr kleinen monatlichen Beiträgen in verschiedene Investmentfonds gleichzeitig gespart werden kann und damit mehr Diversifikation möglich ist. Dies ist in dieser Form bei Depotbanken nicht möglich.
  4. Schließlich sei noch erwähnt, dass in aller Regel innerhalb der Versicherungspolice keine Ausgabeaufschläge erhoben werden und dadurch ein Wechsel der Investmentfonds während der Laufzeit keine Kosten verursacht.
  5. Ein weiterer eher praktischer Vorteil basiert darauf, dass (noch) die Beratung zu einem Wechsel der Investmentfonds innerhalb einer Lebensversicherung weniger stark formal reguliert ist. Die Betonung liegt auf “formal”. Natürlich sollte ein Anleger umfassend zu den Anlagealternativen informiert werden. Dies ist aber mit deutlich weniger Papierkrieg verbunden, als wenn der Sparer die Investmentfonds direkt – also ohne Versicherung -bei einer Bank oder einem Finanzanlagenvermittler erwirbt.

Ich will aber hier nicht alle Vorteile von fondsgebundenen Policen aufführen, sondern auch darauf hinweisen, dass das Sparen innerhalb von Rentenversicherungen mit höheren Kosten verbunden sein kann. Auch hier liegt wieder die Betonung auf “kann”, denn es hängt im Einzelfall davon ab, welche Kosten berechnet werden. Man kann also durchaus im Interesse der Kunden fondsgebundene Versicherungen als ein Baustein für die Altersversorgung einsetzen.

Denken wir noch einmal daran, dass Lebens- und Rentenversicherung eine hohe Akzeptanz bei der breiten Masse der Bevölkerung haben. Dann ist es unter den vorgenannten Gesichtspunkten grundsätzlich sinnvoll, das Vehikel der fondsgebundenen Versicherung zu nutzen, damit eine besseren Altersversorgung zustande kommt.

Eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg des Aufbaus der Altersversorgung mit dieser Versicherungsform ist aber, dass die Vorteile von Investmentfonds innerhalb der Police auch genutzt werden.

Hierzu ist es natürlich erforderlich, dass der Berater umfassende Kenntnisse zu Investmentfonds hat. Einen  Besuch der DKM kann man jetzt als Feldversuch betrachten, um festzustellen, ob diese Vorteile auch bei den Kunden ankommen werden.

Zu diesem “Feldversuch” einige einfache Fragen/ Vorüberlegungen:

Wer vermittelt dem Endkunden nun die Vorteile und Möglichkeiten der von fondsgebundenen Versicherung?

Antwort: Der Vermittler oder Makler!

Nächste Frage:

Wer vermittelt dem Vermittler oder Makler die Produktkenntnisse und Kenntnisse zu dieser speziellen Versicherungsform, wenn der Vermittler nicht selbst Investmentspezialist ist?

Antwort: Die jeweilige Versicherungsgesellschaft.

Weitere Frage:

Was ist ein geeignetes Forum, um die Vermittler schnell und umfassend über die jeweiligen Versicherungsprodukte zu informieren?

Antwort: Natürlich auch die große Messe DKM

Mein nicht repräsentativer Feldversuch ist im Sinne der Kunden leider fehlgeschlagen.

Hierzu drei Beobachtungen:

31114-1Die erste – durchaus renommierte – Gesellschaft hat als Produktinnovation eine gemanagte Vermögensverwaltung eingeführt. Das macht neugierig. Und natürlich wollte ich wissen, wie diese Vermögensverwaltung funktioniert und nach welchen Ansätzen sie arbeitet. Die Antwort am Stand: “Unsere Vermögensverwaltung stellt die interessantesten vermögensverwaltenden Fonds zusammen. Hierdurch habe der Vermittler keine Arbeit und der Kunde erhält ein optimales Produkt.” Aber was beinhaltet diese Vermögensverwaltung? Antwort: “Vier vermögensverwaltende Mischfonds”. Ich muss zugeben,es handelt sich um die in den Medien gemeinhin als gut geltenden Mischfonds – immerhin! Bei der Frage nach der Allokation und Zusammenstellung beziehungsweise Auswahl dieser Fonds, kam dann allerdings die ernüchternde Antwort, dass diese Fonds aufgrund ihrer Vergangenheitswerte ausgewählt wurden. Es sind also keine strukturellen und unterschiedlichen Anlagestrategien betrachtet worden. Etwas sehr simpel! Allerdings werde die Zusammensetzung der Fonds von einem speziellen abgestellten Spezialisten überprüft. Nur nicht laufend! Einmal im Jahr aber schon.Und selbst wenn diese Überprüfung keine neuen Erkenntnisse bringen, so werde zumindest ein Rebalancing durchgeführt.

Ich hatte meiner Begleiterin und Geschäftspartnerin Frau Könitz versprochen, mich mit meiner zuweilen etwas bissigen Ironie in den Gesprächen zurückzuhalten. Ansonsten hätte ich der Gesellschaft gerne angeboten, diesen Job zu übernehmen.Denn an einem Tag im Jahr (mehr braucht man für die Beschriebene Vorgehensweise keinesfalls) habe ich sicherlich noch Termine frei und ich würde nicht einmal das volle Jahressalär verlangen.

31114-2Zweite Impression, diesmal gleich am Stand einer Gesellschaft, die tatsächlich auch eigene vermögensverwaltende Fonds anbietet. Und der defensiv ausgerichtete vermögensverwaltende von der Gesellschaft hatte in der Vergangenheit durchaus gute Performance geliefert, so dass sich dieser vermögensverwaltende Fonds auch zuweilen in den defensiven Investmentfondsdepots unserer Kunden wiederfindet. Allerdings, defensive vermögensverwaltende Fonds weisen meist eine hohe Quote an festverzinslichen Wertpapieren auf. Insoweit ist die grundsätzlich positive Performance in den letzten Jahren nicht verwunderlich, denn der Rentenmarkt lief durchaus gut. Mich interessierte also, welche Ansätze das Fondsmanagement verfolgen wird, wenn aufgrund des sehr geringen Zinsniveaus für die Zukunft weniger Kursgewinne im Rentenbereich zu erwarten sind. Bei dieser Frage verwies man mich zugleich auf an einen “Spezialisten”, der extra für die Information zu den vermögensverwaltenden Fonds auf diese Messe gekommen war. Der Spezialist sah keine Probleme für die Zukunft, denn schließlich würde der Investmentfonds umfangreiche Positionen an festverzinslichen Wertpapieren halten. Und wenn diese nur eine Laufzeit hätten, die lange genug wäre, so ist grundsätzlich immer ein relativ hoher laufender Zinsertrag zu erwarten. Natürlich ist diese Antwort in dieser Form nicht falsch, wenn es denn nicht so wäre, dass die Bewertung von Investmentfonds täglich anhand der Kurswerte der festverzinslichen Wertpapiere und Aktien vorgenommen wird. Werden jetzt überwiegend langfristige Wertpapiere gehalten, so könnten Zinssteigerungen zu massiven Kursverlusten führen und damit wäre die Performance des Fonds erst einmal hin.

31114-3Diese Antwort wollte der Spezialist nicht akzeptieren, und er verwies noch einmal auf die laufenden Zinserträge. Meinen Einwand, dass er eventuell Anlagen in einem Investmentfonds mit dem Deckungsstock-Kapital der konventionellen Rentenversicherung verwechselt, wies er zurück. (Im konventionellen Deckungskapital besteht durchaus die Möglichkeit festverzinsliche Wertpapiere dem Anlagevermögen zuzuordnen, um somit Kursänderung bei der Gewinnermittlung nicht zu berücksichtigen). Bei Investmentfonds ist dies eindeutig nicht der Fall. Der Messebesuch sollte aber stressfrei ablaufen – auch dies ein Versprechen an Frau Könitz -, so dass ich mir dann eine weitere Diskussionen erspart habe. Dies aber in der Hoffnung, dass der Spezialist nicht allzu häufig derartige Fragen von einem weniger kenntnisreichen Vermittler erhält.

Meine dritte Beobachtung: Wir waren nun an einem Stand einer Versicherungsgesellschaft, die tatsächlich sehr engagiert im Bereich der fondsgebundenen Rentenversicherung tätig ist. Unser Besuch war mehr ein Höflichkeitsbesuch und wir haben uns allgemein über den Markt ausgetauscht. Dabei kam etwas zum Gespräch, was die Hintergründe der vorgenannten beiden Impressionen vielleicht etwas verständlicher werden lässt. Diese Gesellschaft beklagte sich, dass innerhalb der Investmentfondsbestände kaum Bewegung stattfindet. Die Berater gehen also nicht aktiv auf Ihre Kunden zu, um mit ihnen über die Zusammensetzung der Investmentfonds innerhalb der Policen zu reden. Dieses Problem sollte keinesfalls vernachlässigt werden, denn es besteht durchaus die Gefahr, dass viele Kunden beim Auslauf ihrer fondsgebundenen Versicherung böse Überraschungen erleben, weil keine Anpassungen im Depot stattgefunden haben. Auch die erste Gesellschaft hat dieses Problem erkannt, und deshalb die “Lösung” mit der Vermögensverwaltung durch vermögensverwaltende Fonds angeboten, mit der zumindest die schlimmsten Fehler nicht passieren können.

Grundsätzlich ist also ein guter Wille der Produktmanager und Verantwortlichen der Anbieter vom fondsgebundenen Rentenversicherung vorhanden. Allerdings ist dieser bei weitem qualitativ nicht ausreichend. Damit bleibt leider die Gefahr bestehen, dass viele Versicherungsgesellschaften in Zukunft Ärger und Unzufriedenheit ihrer Kunden erwarten können, wenn die Policen zur Auszahlung kommen werden.

Schade eigentlich, denn grundsätzlich bieten fondsgebundene Versicherungen die Möglichkeit zu einer verbesserten Altersversorgung der Kunden beizutragen. Schade auch deshalb, weil die schlummernde Probleme zwar heute schon von den Gesellschaften  erkannt werden, aber nicht mit den richtigen mit den Instrumenten gearbeitet wird,um das Problem zu beheben.

Aber …. es gibt ja noch diese kleine anders denkende Hamburger Gesellschaft, die absehbar eine Lösung anbieten wird :-)


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